Im Hintergrund eine grüne Kreidetafel und ein Periodensystem aus Pappe. Für Benno Justfelder aus Essen ist das nur eine Fotokulisse. Das Klassenzimmer an seiner Gesamtschule sieht mittlerweile ganz anders aus: eine interaktive Tafel, ein Einzeltisch und ein eigenes Fach für jedes Kind. Die Gesamtschule wurde gerade mit Beginn des neuen Schuljahrs eröffnet. Für Benno Justfelder ist das ein ganz neues Gefühl: „Ich arbeite jetzt das erste Mal in meinem Lehrerleben in einem intakten Bau, in einem Schulgebäude, in dem es an nichts mangelt. Das war früher anders, ich habe oft in richtigen Ruinen gearbeitet.“ Der 65-Jährige weiß, dass das für viele seiner Kolleg*innen an anderen Schulen auch weiterhin so gilt. Mit Verweis auf sein eigenes Klassenzimmer erklärt er: „Das muss Standard werden!“
Benno Justfelder ist Lehrer aus Leidenschaft. Nicht umsonst hat er seinen Renteneintritt um mindestens ein Jahr verschoben. Er ist zufrieden mit seiner Arbeit, zurzeit unterrichtet er an einer Gesamtschule in Essen. Diese ist ihm schnell ans Herz gewachsen: „Die Gesamtschule ist für mich die einzig richtige Schulform. Das dreigliedrige Schulsystem ist für mich nicht das richtige System, weil es ziemlich veraltet ist und bestimmte gesellschaftliche Gruppen bevorzugt. Für mich müsste es ein einheitliches Gesamtschulsystem geben wie in anderen westlichen Industriestaaten auch. Wenn man ein einheitliches System hätte, könnte man die Schulen auch anders ausstatten.”
Gleichzeitig ist die Gesamtschule für ihn die Schulform, die die Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stelle. Ein Aspekt, der Benno Justfelder besonders wichtig ist: „Nicht die Schüler haben sich dem System anzupassen. Das System hat sich den Schülern zuzuwenden und muss allen eine Perspektive bieten, damit sie ein Leben führen können, das auch lebenswert ist.“ Das gelingt seiner Meinung nach nur, wenn die sozialen Unterschiede, die die Schüler*innen trennen und die vom dreigliedrigen Schulsystem befördert werden, ausgeglichen werden. Als wichtigen Ansatz in diesem Kontext benennt er den Ausbau des Ganztags: „Der Ganztag muss gesichert sein. Das heißt, man braucht nicht nur Lehrer, sondern auch Schulsozialpädagog*innen. Das läuft schon gut an, muss aber weiter ausgebaut werden. Und dann gibt es immer die Frage, was man vor Ort machen kann. Ich bin sehr überzeugt davon, dass man rund um die Schule herum, die Sportvereine und Initiativen für die Gestaltung des Ganztages einbinden kann. So könnte man aus den Schulen Stadtteilschulen machen.“ Als Ortvereinsvorsitzender der SPD in Essen-Holsterhausen spricht Benno Justfelder hier aus eigener Erfahrung. In seinem Stadtteil läuft aktuell unter anderem eine erfolgreiche Kooperation der Gesamtschule mit dem lokalen Fußballverein zur Nutzung der Sportanlagen. Solche Initiativen seien aber nicht selbstverständlich, meist scheitere es an der ungeklärten Finanzierung. Der Abbau der bürokratischen Hürden würde das Lernen der Schüler*innen seiner Meinung nach stark verbessern.
Auch für die Lehrkräfte muss sich laut dem Geschichts- und Sozialwissenschaftslehrer einiges ändern. Das beginnt schon bei der Ausbildung, die seiner Meinung nach stärker mit dem Praxisort Schule verzahnt werden müsse – Stichwort einphasige Lehrer*innenausbildung. Nur so könnten angehende Lehrkräfte gut auf ihren Schuldienst vorbereitet werden. Ein weiterer Punkt, der ihm am Herzen liegt, ist die faire Bezahlung: „Ich bin selbst angestellter Lehrer. Das waren immerhin 500 € weniger pro Monat im Vergleich zu den verbeamteten Kollegen. Ich meine, A13 wäre das richtige Einstiegsgehalt, damit jeder, der an einer Schule anfängt, die Möglichkeit hat, über Fort- und Weiterbildungen seinen Weg machen zu können.” Eine angemessene Bezahlung sei auch ein Zeichen des gesellschaftlichen Respekts, sagt Benno Justfelder: “Man hört noch viel zu oft: „Das ist doch keine richtige Arbeit!“ Wir haben nicht mehr die Zeiten, in der die Lehrer morgens Recht und nachmittags frei hatten. Mittlerweile ist das ein echter Belastungsberuf, der nicht wenige Kolleg*innen in den Vorruhestand zwang.“
Respekt ist seiner Meinung nach aber auch schulintern ein wichtiges Stichwort. “Respekt ist etwas, das man an der Schule gemeinsam lernen muss”, erklärt Benno Justfelder, “und das gilt für die Schülern*innen und die Lehrer*innen. Schließlich ist das Schulklima entscheidend, ob eine Schule Erfolg hat oder nicht.” Gutes und erfolgreiches Lernen – dafür kämpft Benno Justfelder an seiner Gesamtschule. Dass die SPD für seine Anliegen das richtige Vorgehen kennt, weiß er schon seit langem. Schließlich ist der 65-Jährige selbst seit 50 Jahren SPD-Mitglied. Schon damals hat ihn überzeugt, wie viel die SPD für die Jugendlichen bewirkt hat, lacht er mit Verweis auf die Abschaffung des Schulgeldes für Gymnasien oder die Einführung der Volljährigkeit mit 18. Dass die SPD und ihr Landesvorsitzender Thomas Kutschaty auch heute für die Interessen der Kinder und Jugendlichen kämpfen, ist für Benno Justfelder keine Frage. Mit einem Blick auf Thomas Kutschaty, der beim Fotoshooting neben ihm stand, lächelt er: „Mit Thomas war ich damals im Juso-Unterbezirksvorstand. Der ist wirklich gut. Er bringt alles mit, was man als Ministerpräsident braucht in diesem Land. Ich hoffe, das kapiert jetzt auch jede*r.“
Vieles von dem, was Benno Justfelder sich für die Schule von Morgen wünscht, steht auch im Regierungsprogramm der NRWSPD. Im NRW von Morgen werden wir:
- Schulen in besonders herausfordernden Gegenden gezielt fördern: mit neuen Gebäuden, technischer Ausstattung und mehr Personal.
- allen Lehrkräften den gleichen Lohn beim Einstiegsgehalt zahlen, das heißt: A13 an allen Schulen.
- Familien besser unterstützen: mit Familienzentren an Schulen, einem Bildungslotsen für jedes Kind, einem kostenlosen Büchereiausweis für alle Schüler*innen und einem kostenlosen Schüler*innen-Ticket.
- Bildung gebührenfrei machen: von der Kita bis zu Meister-Titel.