Presseartikel aus der „Neue Westfälische“ vom 06. Dezember 2018
Nahverkehr: Die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvan Korkmaz ist optimistisch, dass auf der NWL-Verbandsversammlung die Reaktivierung vorangebracht wird. Schließlich gibt’s zum Nikolaustag Geschenke.
von Anja Hustert
„Die Bahn wonach geseufzt man sehr,
Sie kommt, mein Herz, was willst Du mehr.
Nachdem man furchtbar disputiert
Und oft und lange konferiert:
Hurra! Jetzt ist das Ziel erreicht,
Minister Thielens Sinn erweicht,
O lieber Zug, nun komm doch bald,
Nach Gütsel will ja Jung und Alt.“
Annchen Wendland, 1899
Kreis Gütersloh. Weihnachten ist ja bekanntlich die Zeit der Geschenke und Gedichte. Und so zitiert Klaus Tönshoff, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, die Harsewinkler Heimatdichterin Annchen Wendland, die zur Jahrhundertwende in einer Strophe ihres Harsewinkel-Liedes über die neue Teutoburger Wald Eisenbahn (TWE) freute. Voller Vorfreude hofft Tönshoff nun heute noch auf ein „großes Nikolausgeschenk“. Denn die Verbandsversammlung des Nahverkehrsverbundes Westfalen-Lippe (NWL) mit Sitz in Unna wird sich heute mit der Reaktivierung der TWE-Strecke für den Personenverkehr beschäftigen. Im Zentrum steht dabei die mit Spannung erwartete Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Strecke. „Die Signale sind positiv, allerdings bekommen wir das Gutachten auch erst in der Sitzung zu Gesicht“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvan Korkmaz, die Mitglied in der Verbandsversammlung des NWL ist.
Doch der Text ist in der Beschlussvorlage für die Mitglieder der Verbandsversammlung klingt nicht nach einer Ablehnung der Reaktivierung: „Die Verbandsversammlung beschließt, nach Vorlage des abschließenden Berichts die Maßnahmen über die Regionalräte Münster und Detmold beim Land zur Aufnahme in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes anzumelden.“ „Wir sind guter Dinge, dass die TWE-Reaktivierung wirklich kommt“, so Korkmaz. Alle Signale, auch vonseiten des Landes sind positiv. Die Regionalräte könnten dann im kommenden Frühjahr tagen und den Bedarf anmelden. Dann könne das Land die Maßnahme dem Verkehrsausschuss zur Aufnahme in den Infrastrukturfinanzierungsplan vorschlagen. 34 Millionen Euro, so die Schätzung, würde es kosten, die 25,1 Kilometer lange Strecke von Verl über Gütersloh bis Versmold wieder für den Personenverkehr nutzbar zu machen. Allein 70 Bahnübergänge sind entlang der Strecke zu beschranken. Güterzüge verkehren auf den alten Gleisen noch. „Für Personenverkehr ist deutlich mehr Signal- und Sicherungstechnik notwendig“, sagt Uli Beele, Sprecher des NWL- Güter bräuchten auch keinen Bahnhof. Auch Beele geht davon aus, dass der Gutachter der PTV Transport Consult GmbH mit Sitz in Karlsruhe heute eine positive Kosten-Nutzen-Rechnung für die TWE präsentiert.
Die optimistische Einschätzung gilt übrigens nicht nur in Bezug auf die TWE-Strecke, sondern auch für das zweite Reaktivierungsvorhaben des NWL, die Westfälische Landes-Eisenbahn (WLE) von Münster nach Sendenhorst. „Beide Strecken werden immer im Paket verhandelt“, so Korkmaz. Die Kommunen im Kreis Gütersloh stünden in Sachen TWE-Reaktivierung schon seit Jahren Gewehr bei Fuß, sagt sie. Die Strecke sei im Sinn der Mobilität der Zukunft absolut wünschenswert, betont Korkmaz.
Auch Klaus Tönshoff hält im Zuge der Verkehrswende attraktiven ÖPNV – „natürlich einhergehend mit attraktiven Fahrpreisen – für unverzichtbar. „Auch für das tägliche Verkehrschaos auf der Verler Straße ist die Reaktivierung der Strecke von Verl nach Gütersloh und darüber hinaus eine Lösung“, sagt er. Doch bis es soweit ist, muss der Nikolaus noch einige Male kommen.